"Brennende Gletscher" von Goody und BlackBolt

Kapitel 3

 

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Ein Jahr verging, und das so schnell, daß Yurial es kaum bemerkte. Die Bücher und seine Gespiele hatten seine ganze Aufmerksamkeit bekommen, und er vergaß die Zeit um sich herum. Auch deshalb, weil die Minister nicht mehr bei ihm waren, die ihn immer wieder an dies und jenes erinnerten. Für ihn war es viel ruhiger, und er nahm die nächste Abschrift, und las sie gründlich durch.

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Doch während dieses Jahres veränderte sich vieles in der Welt außerhalb des riesigen Gletschers ... denn die starken Heere des Nordreiches fielen wie geplant in die östlichen Reiche ein und besetzten große Gebiete. Und da das Volk des Ostens nicht stark genug war, wehren sie sich auch nicht ... sie zogen sich weiter nach Osten zurück und hofften, daß die Nordreiche sie nicht verfolgten, da sie auch keinen lebenden Gott hatten, der sie hätte beschützen können. Weit im Süden gab es einen solchen Gott ... doch er kümmerte sich nicht um die Geschehnisse der anderen Länder, solange keines von ihnen in sein eigenes einfiel. Und damit der Eisgott nicht bemerkte, was seine Minister taten, sorgten diese regelmäßig für Nachschub an Schmuck und vor allem neuen Büchern, die sie aus den Bibliotheken der eroberten Oststädte nahmen und zu dem Eisgott brachten.

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Mit größter Vorsicht traten die Minister des Südreiches in die Höhle ihres Feuergottes, und verneigten sich demütig. "Herr ... wir sind in Sorge wegen dem, was im Norden geschah. Scheinbar ist der Eisgott nachlässig, oder er segnet es ab, daß die Menschen seines Landes sich so ausbreiten." Es war kein Krieg gewesen, eher ein Einfallen ohne Gegenwehr. "Wir sind in Sorge, daß sie sich auch unser Reich holen wollen, Herr."

Der riesige, schwarzhäutige Feuernaga knurrte laut auf, als er dabei gestört wurde, sich von dreien seiner Diener befriedigen zu lassen ... doch er wußte, daß es wichtig war und hielt die Köpfe der drei weiterhin mit seiner Linken an der riesigen Härte, die aus der vorderen Hautfalte oberhalb seines schwarz-feuerfarben geschuppten Schlangenkörpers ragte. Dann richtete er sich ein wenig auf und verengte kurz die glutfarbenen Augen, ehe er nickte und seine Minister musterte, die ihm treu wie alle ihre Vorgänger dienten. "Die östlichen Reiche waren schwach durch die lange Dürre und die dummen Menschen, die sie regierten - es war unausweichlich, daß sie erobert wurden. Vor allem auch deshalb, weil sie keinen Gott mehr haben ... sie sind schwach und wertlos geworden, so wie ihr Land." Roahu knurrte erneut, als er daran dachte - doch dann fing er sich wieder und fauchte noch einmal kurz, entblößte dabei für einen Moment seine langen, flüssiges Feuer tropfenden, glutfarbenen Fänge und ließ die ebenso glutfarbenen, harten Krallen in den Stein kratzen, auf dem er lag. "Ich weiß nicht, ob der Eisgott das billigte - der alte Kämpfer ist tot, und sein Sohn schlug seit dem großen Friedensvertrag keine Schlachten mehr. Ihr sorgt weiterhin dafür, daß Niemand weiß, daß es mich wirklich gibt, Minister ... wir warten ab, meine Vulkane und Lavagräben schützen uns in der Zwischenzeit gut." Als der große, schwarzhäutige Feuernaga verstummte, lehnte er sich wieder zurück und grollte weich, da seine Diener sich nun besonders bemühten, um seinen Zorn zu besänftigen. Und gerade das brauchte er nun auch, denn es gab in den südlichen Reichen keine Männer, die ihn aufnehmen konnten, so daß er es genoß, von den Menschen mit dem Mund und den Händen erregt und verwöhnt zu werden.

Die Minister waren froh, daß die Diener den Naga so beruhigten und sie waren es auch gewohnt, dabei zuzusehen ... denn ihr Gott nahm sich, was er wollte, und das mit Genuss. "Wir werden natürlich nichts verraten Herr, das würden wir nie wagen. Und wir werden acht geben, was weiter passiert." Hinter ihnen kamen noch zwei junge Männer, die groß gewachsen und hübsch anzusehen waren. Die Minister hatten sie als Geschenk mitgebracht, um das Wohlwollen ihres Gottes zu sichern.

Ein Wohlwollen, das sich in einem weichen Knurren zeigte, als Roahu die beiden Männer sah und sie sofort mit seinem langen Schlangenleib umschlang und zu sich zog, um sie leidenschaftlich zu küssen. Er mochte frisches Fleisch gerne - und diese beiden waren außerordentlich anziehend, so daß der Feuernaga noch erregter wurde, als er so oder so immer war. Ein Feuer, das ebenso wie die Feuermagie und die Wut in ihm niemals gestillt, sondern nur gemildert werden konnte ... doch diese beiden konnten ihm dabei helfen und so drückte er sie auf eine der Windungen seines Schlangenleibs, spreizte die Hinterbacken des einen und drang sofort mit seiner langen, gespaltenen Zunge in ihn ein, um ihn zu schmecken und zu erregen. Nach einer Weile tat er dies auch mit dem anderen Diener, biß schließlich sacht in das empfindsame Fleisch zwischen dem Hinterausgang und den Hoden und lächelte, als er das leidenschaftliche Stöhnen der beiden hören konnte. "Tut das - schickt Spione aus, die an den Grenzen Ausschau halten sollen und laßt sie berichten, wie die westlichen Reiche auf die Invasion reagieren."

"Wie ihr wünscht, Herr." Sie wussten, daß sie hin und wieder warten mussten und waren froh, daß die jungen Männer wohlwollend in Empfang genommen wurden. Erst jetzt wagten sie es, sich zurückzuziehen und atmeten erleichtert aus, als sie die Höhle endlich verlassen konnten. Gleich, wenn sie in der Stadt waren, würden sie Spione aussenden, damit ihr Gott so schnell es ging informiert werden konnte.

Doch jener war mit den Gedanken erst einmal bei den fünf jungen Männern, die durch seine starken Pheromone in einen wahren Sexrausch verfielen. Roahu genoß es ein jedes Mal, wenn sein eigenes, starkes Feuer durch das der erregten Menschen noch angeheizt und schließlich zumindest für eine Weile befriedigt wurde ... auch wenn er wußte, daß er sich nicht mit den jungen Männern vereinigen konnte, da seine Männlichkeit einfach zu groß dafür war. Er würde sich später noch einmal mit den Nachrichten beschäftigen, die er erhalten hatte ... denn auch wenn er sich nicht in seiner Lust unterbrechen ließ, so war er doch ein absoluter Herrscher und kümmerte sich um sein Reich und die Menschen, die darin wohnten.

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Wenige Monate später erschienen die Minister erneut, und verneigten sich tief vor ihrem Gott. "Wir haben Neuigkeiten aus dem Norden, Herr. Scheinbar haben die dortigen Minister freie Hand, und Yurial hat sich zurückgezogen. Er hat sein Schloss in einen großen Gletscher eingeschlossen."

Als er das hörte, knurrte Roahu laut und richtete sich auf, schlängelte von seinem Steinthron herab und warf die langen, glutfarbenen Haare nach hinten, als er bei den Ministern stehenblieb und auf sie herabblickte. "Wie ich es mir schon dachte - er kümmert sich nicht mehr um seine Menschen, sie sind ihm zuwider geworden. Und diese Minister tun das, was die Menschen der nördlichen Reiche schon immer wollten: Krieg führen. Haben die Spione auch herausbekommen, wie sie den Eisgott ruhigstellen ? Ich kann mir nicht vorstellen, daß er überhaupt nichts bemerkt."

"Ja haben sie ... es ist erstaunlich. Sie haben überall Bücher und Schriften aufgekauft, oder Abschriften. Scheinbar giert er nach Wissen, und sie füttern ihn damit." Die Minister waren selber erstaunt gewesen, und es war eigentlich fast schon komisch, daß sich ein Gott so mit dem Wissen von Menschen beschäftigte.

Und gerade deshalb wurde auch Roahu wieder mißtrauisch und verengte die glutfarbenen Augen, knurrte dunkel in der Kehle und schlängelte seinen gewaltigen, schwarzen Schlangenkörper mit den glutfarbenen Stacheln am Schweifende über den steinernen Höhlenboden. "Das klingt fast schon ZU gut, um wahr zu sein ... und ich kann nicht glauben, daß dahinter nicht ein weiterer Plan steckt ! Über was handeln die Bücher, die sie dem Eisgott bringen ?! Wenn er sich in seinem verdammten Gletscher eingeschlossen hat, wird er wohl kaum Verwendung für Bücher über Ackerbau haben !"

"Über die Menschen ... die Kulturen, die Medizin, und von uns auch die Herstellung von Schmuck, Waffen und anderem Handwerk, und auch alte Legenden. Alles, was man über Völker wissen kann." Die Minister waren angespannt, denn Roahu war nahe daran zu explodieren, und die Kohlepfannen loderten schon deutlich höher und heißer als vorhin.

"WAS ??!!!" Die Frage vermischte sich mit dem lauten Brüllen des Feuernagas und er warf seinen Kopf in den Nacken, brüllte noch lauter und ballte die zu flammen beginnenden Hände zu Fäusten, während der Vulkan, in dem er seine Höhle hatte, von Erdbeben geschüttelt wurde. Doch der Geruch der Angst der Menschen genügte, daß Roahu sich schwerlich wieder fing und mit seiner Magie den Vulkan beruhigte, ehe er sich wieder zu den Ministern drehte, zu ihnen kam und sich bedrohlich vor ihnen in seiner ganzen, gewaltigen Größe aufbaute. "Laßt die Nordreiche weiterhin beobachten - und geht noch vorsichtiger dabei vor. Laßt sie weiterhin hier Handel treiben und einkaufen, damit sie keinen Verdacht schöpfen ... denn ich will sie in Sicherheit wiegen und wissen, was das soll. Niemand holt sich so viel Wissen ohne Hintergedanken - und ich glaube nicht, daß dieser Eisgott so sehr aus der Art seiner Rasse schlägt, daß er nur in seinem Schloß sitzt und liest !! Nein, man sammelt das Wissen um ein Volk, damit man seine Schwächen kennt und es überrennen kann - das wird es sein, wozu diese Würmer uns ausspionieren, doch das wird ihnen noch leid tun. Ich kann warten ... und wenn sie zu uns kommen, bin ich bereit ! Und ich will, daß auch meine Krieger bereit sind - sorgt dafür und holt euch noch mehr Jugendliche, um sie anzulernen. Und haltet es wie immer geheim, Niemand soll davon wissen."

Die Minister waren froh, daß Roahu sich beruhigte und nickten sogleich "Wir werden tun, was ihr wünscht, Herr, und euch regelmäßig berichten, was vorgeht." Sie würden tun, was er sagte. Und auch wenn ihr Volk keine so großen Krieger hatte - sie hatten ihren Gott, und kleinere und schnellere Kämpfer, die von ihm angeführt wurden, wenn es doch zum Krieg kam.

Roahu wußte, daß die Völker des südlichen Reiches nicht an die Größe und Kraft der nördlichen oder westlichen Reiche heranreichten - und deshalb hatte er im Geheimen dafür gesorgt, daß die Kinder und Jugendlichen, die er in sein Heer nahm, schon von Anfang an auf körperliche Kraft und Schnelligkeit, Lautlosigkeit und tödliche Kampfkunst trainiert wurden. Sie alle waren Meister ihrer gewählten Waffen und konnten auch nur durch ihre Körper töten - lautlose Killer, die im Schutze der Nacht handelten, oder im offenen Feld so tödlich waren wie ein vollgerüsteter Hüne. Und kein menschlicher Feind kam an die Größe und Kraft des Feuernagas heran, die mit jedem vergehenden Jahrhundert wuchsen. Es besänftigte ihn ein wenig, daß die Minister ihm so gut gehorchten, obwohl sie auch ihre eigenen Meinungen vertraten - denn er brauchte keine bloßen Ja-Sager, sondern Männer, die selbst denken konnten und ihm auch Alternativen zeigten, und deshalb suchte er sich seine Untergebenen sehr gründlich aus. Doch dann wandte er sich wieder ab und schlängelte durch die Gänge, gönnte sich ein Bad in der heißen Lava und ließ sich danach von seinen persönlichen Dienern verwöhnen, um ein wenig seiner Wut zu besänftigen, während die Minister ihre Pflichten erfüllten.

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Wieder waren Jahre vergangen, und die Nordmenschen hatten viel Arbeit geleistet Sie trugen fast einen ganzen Berg ab, um den Weg des Gletschers freizugeben, der sich gebildet hatte, seit das große Friedensabkommen besiegelt worden war. Yurial speiste die Kälte, die er von den westlichen Reichen nahm, dorthin und der Berg verhinderte bisher immer, daß der Gletscher in den Süden wanderte. Aber nun hatte das riesige Eismassiv freien Weg, und diesen bahnte es sich zügiger als erwartet, und die Kälte floss ungehindert zu den südlichen Reichen.

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Diese bemerkten nicht, was die nördlichen Völker vorhatten, da andere Berge die Sicht versperrten und keine Fremden dorthin gelangen durften. Erst, als das Eis sich zeigte und näherkam, sahen es die südlichen Völker, auch wenn sie noch nicht reagierten. Auch Roahu dachte sich nichts, da der Gletscher noch so weit entfernt war; als jedoch der Winter kam und der Eisgott wie ein jedes Jahr die Kälte von den westlichen Reichen nahm und in den Gletscher legte, breitete sich dieser fast schon sichtbar aus und wanderte einen jeden Tag viele Meter weiter in das warme Land, begrub Felder, Straßen und Häuser auf seinen Weg und schickte die Menschen voller Angst zu dem großen Vulkanberg, in dem Roahu lebte.

Die Minister waren schon alt, und nahmen aus Angst den beschwerlichen Weg auf sich. "Herr, vergebt uns ... es ist soweit, der Norden dringt in unser Reich ein. Der Gletscher wandert jeden Tag unaufhaltsam viele Meter voran in unsere Länder, und zerstört die ersten Felder. Die Kämpfer sind bereit ... bitte führt sie an, Herr."

Der im Vergleich zu den Ministern riesige Feuernaga knurrte laut auf, als er das hörte - und seinem Knurren folgte ein markerschütterndes Brüllen, als er fühlte, wie der Gletscher weiter vordrang, sich ausbreitete und dabei auch einen der Feuerflüsse fror, die Roahu um die Felder seiner Länder gelegt hatte, um sie vor den harschen Wintern zu schützen. Seine Wut brannte so hell wie die Feuerschalen im Thronsaal und er brüllte ein weiteres Mal auf, ehe er seine zu flammen beginnenden Augen auf die hoffnungsvollen Menschen richtete und nickte. "Ich werde sie anführen ... und die Heere der nördlichen Reiche werden den Tag verfluchen, an dem sie auf ihren Eisgott hörten und in mein Land einfielen !! Dies ist mein Land und ich herrsche hier - und wenn ich einen anderen Gott töten muß, damit dies weiterhin so ist, so sei es !!!" Dann wandte er sich ab und schlängelte vor Wut schnaubend in seine Waffenkammer, packte die langen, aus scharfem Obsidian und seinen eigenen, glutfarbenen Haaren gefertigten Peitschen und hängte sie in den breiten Gurt, der aus dem Leder einer seiner Häutungen und seinen Haaren gefertigt war, verließ die Waffenkammer wieder und hielt erst, als er am Fuß seines Vulkanberges die Tausende schwarzgekleideter Krieger sah, die ihm dienten. "Nun ist es soweit - der Eisgott und die Nordreiche gingen zu weit ! Sie wagten es, in unsere Länder einzufallen ... und nun werden sie den Preis dafür bezahlen !!"

Das Heer jubelte laut auf und die Krieger machten ihrem Gott Platz, so daß er sich zwischen ihren Reihen nach vorne schlängeln konnte. Sie hatten sich alle auf den Moment vorbereitet, auch wenn sie hofften, daß er nie kommen würde. Aber nun war er da und sie würden ihr Bestes geben, um ihr Land vor dem Norden zu verteidigen.

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