"Brennende Gletscher" von Goody und BlackBolt

Kapitel 5

 

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Als Roahu am nächsten Tag die Augen aufschlug, huschte ein unwillkürliches Lächeln über seine Lippen, als er auf den noch immer schlafenden Eisgott in seinen Armen blickte. Noch nie in seinem Leben war der Feuernaga so befriedigt gewesen ... und nicht nur das, er fühlte eine innere Ruhe, die er ebenso noch nie gekannt hatte. Irgendwie spürte er, daß es an Yurial lag und der Gedanke ließ sein Lächeln noch ein wenig tiefer werden, ehe er sich zu ihm neigte und sacht küßte.

Sie hatten sich bis ins große Schlafgemach vorgearbeitet und Yuri grollte leise, als er einen Kuss bekam. Aber dann wusste er wieder, was passiert war, und öffnete die Augen. "Was für eine Nacht ... ich kann das alles noch immer nicht ganz begreifen."

"So wenig wie ich, Yurial. Eigentlich hasse ich Kälte und Eis - aber deine Kälte ist so anders, sie beruhigt mein sonst so übermäßig loderndes, inneres Feuer, und läßt es friedlich brennen. Und mit diesem ruhigen Feuer erwachte etwas anderes in mir ... etwas, das mich dazu bringt, dich so zärtlich zu behandeln wie den kostbarsten Edelstein." Eine Faszination, die man Roahu auch ansah, denn auf seinen Zügen lag noch immer ein sanftes Lächeln und seine Fingerspitzen streichelten zärtlich über die Rückenmuskeln des anderen Gottes.

Yuri kuckte etwas verblüfft und hob eine Braue. "Du verliebst dich gerade in mich, kann das sein ?" Er war sensibler und kannte es von den Menschen, wenn sie sich verliebten, und Roahu zeigte da doch deutliche Anzeichen. "Ich glaube, unsere Kräfte gleichen sich an. Daher bist du ruhiger."

"So wie du leidenschaftlicher wirst durch mein Feuer ... aber was meinst du mit verlieben ? Was ist das ?" Der große Feuernaga kannte viel, doch dieses Wort hatte er noch niemals zuvor gehört. Allerdings hatte ihr Gespräch keine Auswirkung auf sein Lächeln, denn es war eine Regung, die von seinem tiefsten Inneren herauskam.

"Oh ... also das ist wirklich schwer zu erklären. Lieben ist, wenn man etwas leidenschaftlich gern hat, oder tut. Ich glaube, so kann man es beschreiben. Ich liebe Schriften und mag es, bei meinem Harem zu sein, denn sie lieben mich ... hoffe ich zumindest." Selbst für den ruhigeren Yurial war es schwer zu erklären, denn er hatte bisher auch nie die Liebe für einen Einzelnen gefunden.

Es dauerte ein wenig, bis der große Naga verstand, was ihm Yurial erklären wollte und er nickte langsam, ehe er mit seinen Lippen über die Stirn und Augen zu den Wangen des Eisgottes koste. "Die Liebe zu Edelsteinen oder zu Feuer kenne ich - so wie die Liebe zu meinem Land und den Menschen, die ich beschütze. Aber diese Liebe ist heiß und brennt hoch in mir ... das, was ich für dich fühle, ist ruhiger und anders, sanfter, doch tiefer. Doch trotz allem will ich dich ebenso wie die Schätze meiner Kammern oder mein Land - ich möchte dich immer bei mir wissen, und deinen herrlichen Körper besitzen können. So gut wie du fühlte sich keiner meiner Menschen an, Yurial ... es ist, als ob etwas, das mir immer fehlte, endlich bei mir ist."

Yurial lächelte sanft, küsste den Naga und wisperte zu ihm "Geht mir ähnlich ... trotz meines Harems war ich immer einsam, und jetzt kommst du hier reingeplatzt. Aber wir müssen uns noch die Minister vorknöpfen, und nach unseren Menschen sehen." Er wusste um seine Verantwortung, und nahm sie noch immer sehr ernst.

"Natürlich - deine Minister kommen mir nicht aus. Um die Menschen brauchst du dir keine Sorgen machen, ich kümmere mich immer um meine Leute. Nur du solltest dich deinen Menschen wieder zeigen und neue Minister ernennen, denen du vertrauen kannst ... und ich werde dir die Möglichkeit geben, sie besser beherrschen zu können. Überwachen kannst du sie ja schon, oder ? Du hast es nur nicht mehr getan, nicht wahr ? Weil du zu sehr mit den Büchern beschäftigt warst." Roahu grollte seine Worte leise an die Lippen und den Hals des Eisgottes und lächelte, ehe er Yuri noch einmal sanft küßte. "Du bist sicher sehr, sehr klug ... viel klüger als ich."

"Bin ich nicht." erwiderte Yurial sofort, und grinste schief. "Vielleicht anders klug, aber nicht klug genug um zu bemerken, daß die Minister mich mit den Büchern abgelenkt haben. Nein, ich habe nicht mehr nachgesehen und es tut mir sehr leid, daß es so aus der Bahn lief."

Doch anders als vielleicht noch vor ihrer Begegnung wurde Roahu nicht wütend, sondern grollte nur weich, ehe er sacht in den Hals Yurials biß und ihn danach küßte. "Mir nicht - denn sonst hätten wir uns niemals kennengelernt, mein wunderschöner Eisgott. Man hätte viele Verluste vermeiden können, doch so wurdest du wachgerüttelt, und ich habe dich kennenlernen können."

"Ja, das stimmt - ich denke, es sollte so sein, denn daraus wird etwas Besseres. Ich war zu jung, und du hast mehr Erfahrung in Dingen, in denen ich nicht glänzen kann. Wir ergänzen uns und ich denke, es wäre gut, unsere Reiche zu verbinden. Allein der Handel würde beiden viele Vorteile bringen." Die Schmuck- und Waffenherstellung war im Süden feiner und anders.

"Hmmmm ... ein Großreich, das von zwei Göttern regiert wird ? Denn unter deiner Herrschaft stehen schon das West- und das Nordreich und ein Teil des Ostreiches ... und ich regiere das Südreich. Die Idee ist sehr gut, mein Hübscher ... endlich die Geißel des Krieges bannen und dafür sorgen, daß alles gedeiht. Aber einen kleinen Teil deines Heeres und meine Krieger behalten wir, falls wir sie einmal brauchen ... ja ?" Der Vorschlag gefiel Roahu sichtbar und er grollte sanft, ehe er Yurial noch einmal küßte und ein zärtliches "Und du bist wirklich klug, mein Hübscher." an dessen Lippen wisperte.

"Ja, wir behalten einen Teil. Ich glaube, deine Kämpfer sollten wir auch zum Teil behalten." Sie waren kleiner und schneller, und sehr gute Spione. "Auch wenn es gerade so schön ist, ich möchte das Wichtigste hinter mich bringen ... aber erstmal ein gutes Essen, du hast sicher auch Hunger."

Roahu nickte kurz und seufzte leise, überlegte noch einmal und runzelte leicht die Stirn. "Mein Heer ist nicht so groß und sie sind gute Kämpfer ... wir sollten sie alle behalten und die besten aus deinem Heer, so daß sie sich ergänzen und zusammenarbeiten können. Und ja, ich habe ziemlichen Hunger. Hast du rohes Fleisch ? Und vielleicht Früchte ? Ich mag kein Gemüse oder weichgekochtes Fleisch." Der Naga hoffte, daß er Yuri damit nicht vor den Kopf stieß - doch er war es so gewohnt, und sein Körper vertrug auch nichts anderes.

Das tat er nicht, denn Yuri mochte es auch gern. "Ich lasse etwas kommen, ich habe alles da." Es dauerte nur ein paar Minuten, dann kamen zwei seiner Diener herbei und brachten Wein, Früchte und eine große Platte mit rohem Fleisch. Die zwei waren etwas verstört, denn es war ungewohnt, daß ihr Herr bei jemand Anderes lag als bei seinem Harem.

Doch der große Naga nickte nur und lächelte kurz, bedankte sich bei den Dienern und schnupperte, ehe er eines der Fleischstücke nahm und es Yurial anbot. "Es riecht herrlich, Yurial ... möchtest du den ersten Bissen ? Ich überlasse ihn dir gerne." Auch die Früchte und der Wein rochen herrlich und Roahu achtete nicht weiter auf die Diener, die wieder gingen, und richtete seine Aufmerksamkeit nur noch auf den Eisgott.

"Du bist der Gast, der erste Bissen steht dir zu." Yurial war in der Hinsicht höflich, und schob Roahu einen Fleischbissen in den Mund. "Das ist Bärenfleisch, es schmeckt recht gut, finde ich."

Der Naga genoß das Fleisch und nickte, ehe er Yurial den Bissen gab, den er schon in der Hand gehabt hatte. "Ich mag das Fleisch - ich habe schon von den Bären des Nordens gehört, doch noch niemals einen gesehen oder dessen Fleisch gegessen. Doch es schmeckt sehr gut und wenn es geht, möchte ich öfters essen, ja ? Und ich werde extra für dich das Fleisch der besten Kampfstiere holen lassen, damit du es kosten kannst." Es war schön, das Essen mit einem Anderen zu teilen - und vor allem auch deshalb, weil es nicht nur Sklaven oder Diener waren, sondern ein Gott wie er selbst. Es sprach das Innerste Roahus an, ihn zu verwöhnen ... und so tat er es auch, ohne weiter darüber nachzudenken.

"Ich kann den Süden ja mal besuchen. Und ich habe einen zahmen Bären hier in meiner Burg, ich zeige ihn dir später." Er hatte das Jungtier gefunden und seinem Harem gegeben, damit sie es aufziehen konnten. Aber jetzt lebte er auf dem Innenhof, und ließ es sich gut gehen. "Und der wird nicht gegessen, okay ?"

"Wenn du mir anderes Fleisch gibst und ich nicht hungrig werde, dann werde ich ihn auch nicht töten und fressen. Auch ich habe zahme Tiere in meinem Vulkanschloß ... viele Schlangen und auch Raubkatzen, ich mag es, sie zu streicheln und sie bei mir zu haben. Und natürlich wirst du mich im Süden besuchen - ich kann es dir ja zeigen ? Und wir sollten auch überlegen, von wo aus wir dann reagieren, da es nötig ist, daß unsere Unteregebenen uns Nachricht geben. Bei mir im Süden ist es eingespielt, doch hier im Norden leider nicht." Das war eines der Dinge, die besprochen werden sollten und die Roahu sichtbar wichtig waren, da er nun ernster wurde und seine Aufmerksamkeit auf das Problem richtete.

"Ich weiß, und ich mag hier nicht weg, so wie auch du sicher nicht ganz hier leben magst. Vielleicht sollten wir an der Grenze einen weiteren Palast errichten ... einen gemeinsamen." Yuri nahm einen weiteren Bissen, und überlegte beim Kauen. "Und vielleicht ... die Feuer deines Vulkans. Ich würde gern etwas darin vernichten."

"Den Himmelsspeer, nicht wahr ? Ich habe davon gehört, er soll deinen Vater getötet haben. Ich werde ihn gerne für dich vernichten, Yuri ... vielleicht kannst du das ja mit dem Besuch in meinem Palast verbinden. Und die Idee eines gemeinsamen Palastes ist sehr gut, ich weiß sogar schon wo: Dort, wo dein Gletscher an meinem Feuerfluß endet. Dort ist die Grenze unserer Reiche und dort sind unsere beiden Elemente vereint. Möchtest du das ? Die Architekten und Bauleute aller Völker, die wir beherrschen, können uns die Burg dort bauen ... am Kreuzpunkt aller vier Reiche." Die Idee gefiel Roahu sehr und er grollte wieder weich, ehe er kurz das Blut von den Lippen des Eisgottes leckte.

"Ja, der Speer ... ich will ihn zerstören, er kann zu viel Unheil anrichten. Und ich denke auch, daß dort der beste Platz ist - es wird etwas großartiges Neues entstehen und ich hoffe, daß es unsere Welt prägen wird." Yurial war davon überzeugt, und lachte munter. "Es ist schön, mit dir zusammen zu sein ... unsere Meinungen auszutauschen, und Pläne zu schmieden."

Das ließ den großen Naga leise schmunzeln und er nickte, stahl sich einen leidenschaftlichen Kuß und nahm dann wieder ein Fleischstück auf, um es ihm zu füttern und danach das Blut von den Lippen zu küssen. "Ja, das finde ich auch ... endlich kann ich mit jemandem reden, der mich versteht. Und dazu bist du noch ein wunderschöner Anblick, in dem so ein kluger Geist steckt - zufriedener könnte ich nur dann sein, wenn ich gerade eine Schlacht gewonnen, mit dir in einem Berg Juwelen liegen und Sex mit dir haben würde. Aber das hier kommt dem verdammt nahe und ich bin froh, daß es so ist." Dann lachte Roahu wieder auf und grinste, während er seine Hand langsam über die harten Bauchmuskeln zu den Lenden des Eisgottes streichen ließ.

"Wie es aussieht, hast du noch immer Hunger." Yurial legte sich bequemer hin und genoss die Zärtlichkeit. Die Nähe des anderen Gottes ließ ihn aufblühen, und auch er hatte sich verliebt. Zusammen waren sie ein gutes Team, und die Gletscher des Nordlandes hatten Feuer gefangen.

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